Die islamistische Palästinenserorganisation kann trotz ihres grausamen Terrorangriffs gegen Israel auf einflussreiche Unterstützer und Geldgeber im Nahen Osten zählen
Als die Hamas am 7. Oktober Israel überfällt, jubelt ein Teil von Deutschland. Auf Berliner Straßen verteilen gut gelaunte Muslime Süßigkeiten. Auch in Hamburg kann man über den hundertfachen Mord an Frauen, Kindern und ganzen Familien lachen, wie ein Beitrag des NDR belegt. Der Jubel aus Deutschland schmerzt, ist aber mutmaßlich eher symbolischer Natur.
Die Hamas kann für die Finanzierung ihrer Terroraktivitäten vermutlich bis heute auf Spenden von Muslimen aus aller Welt bauen, auch im westlichen Ausland: Als größte islamische Wohltätigkeitsorganisation der USA hatte die „Holy Land Foundation“ von den 1980er Jahren bis zu ihrem Verbot 2001 Millionen von US-Dollar an die Palästinensergebiete überwiesen. Mit dem Geld sollten angeblich soziale Einrichtungen im Gazastreifen und im Westjordanland unterstützt werden, doch diese standen unter der Kontrolle der Hamas. Stattdessen ist das Geld oftmals als eine perfide Art von Trauerhilfe bei den Familien von Selbstmordattentätern gelandet.
Insgesamt dürfte das Spendenaufkommen in den vergangenen Jahren allerdings nachgelassen haben. Nicht nur in den USA, auch in Kanada und anderen westlichen Staaten wurden speziell im Anschluss an die Anschläge des 11. September 2001 viele angebliche Wohltätigkeitsorganisationen verboten und wegen ihrer Unterstützung für die Hamas selbst als terroristische Vereinigung eingestuft. Dennoch sind die finanziellen Möglichkeiten der radikalislamischen Palästinenserorganisation seitdem vermutlich nicht kleiner, sondern größer geworden.
Finanzkraft nahm seit 2005 zu
Das unabhängige Nichtregierungsportal Counter Extremism Project macht für die neue Finanzkraft vorwiegend die Herrschaft der Hamas über den Gazastreifen aus. 2005 zog Israel aus dem Gazastreifen ab. Ein Jahr später kam die Terrororganisation an die Macht. Das Hamas-Budget soll anschließend in nur sechs Jahren von 40 auf 540 Mio. US-Dollar im Jahr gestiegen sein. 2013 lag es demnach bei 700 Mio. Dollar.
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Von dieser Summe soll die Hamas laut der „Times of Israel“ mindestens 100 Mio. Dollar im Jahr in seine militärischen Fähigkeiten investiert haben. Fast die Hälfte davon wurde demnach in das weitläufige Tunnelsystem unter dem Gazastreifen gepumpt.
Das unterirdische Netzwerk dient dazu, Kämpfer und Waffen in den Gazastreifen zu schmuggeln. Zugleich ist es aber auch Lebensader und wichtige Geldquelle: Die Hamas erhebt auf die Lieferungen von Lebensmitteln und anderen wichtigen Gütern Steuern. Auf dem Höhepunkt der unterirdischen Versorgung soll sie allein auf diese Weise etwa 500 Mio. Dollar im Jahr verdient haben – jedenfalls bis 2013: Damals will Ägypten nach eigenen Angaben 90 Prozent des Tunnelsystems zerstört haben. Wie viel davon heute noch existiert, ist unklar.
Netzwerk aus Schattenfirmen und Bitcoins
Dasselbe gilt für das Investmentportfolio der Hamas. Trotz Sanktionen soll die Terrororganisation nach Angaben des US-Finanzministeriums über ein Netzwerk aus Schattenfirmen mehr als 500 Mio. Dollar in ausländische Unternehmen investiert haben. Unter Berufung auf einen iranischen Diplomaten konnte Reuters 2021 berichten, dass die Hamas etwa 40 Unternehmen in Algerien, der Türkei, Saudi-Arabien, im Sudan sowie in den Vereinigten Arabischen Emiraten kontrolliert.
Bekannt ist ebenfalls, dass die Hamas vor wenigen Jahren auf den Krypto-Zug aufgesprungen ist. Die Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, haben zeitweise in mehreren Sprachen auf ihrer Webseite erklärt, wie man Bitcoins aufbewahren und damit Geld spenden kann. Terroristen und andere Verbrecher wollen auf diese Weise Geldflüsse und Einnahmen verschleiern und Sanktionen umgehen. 2021 konnten die USA eine Mio. Dollar der Kassam-Brigaden in unterschiedlichen Kryptowährungen beschlagnahmen.
Katar, Saudi-Arabien und Iran als Geldgeber
Keine unerhebliche Summe, aber dennoch eine, die man vernachlässigen kann. Denn die wirklich großen Geldgeber der Hamas sind ausländische Partnerstaaten. Wie das Counter Extremism Project zusammenfasst, hat die türkische Regierung der Hamas 2011 300 Mio. Dollar zugesagt. Mit dem Geld sollten Lücken im zivilen Haushalt des Gazastreifens geschlossen werden. Die türkische Regierung wollte das Geld deswegen nicht direkt an die Hamas auszahlen, sondern an Nicht-Regierungsorganisationen. Unklar war damals, ob es sich um eine einmalige Zahlung handeln würde oder um eine jährliche.
Nur ein Jahr später gab auch Katar eine Zahlung von 400 Mio. Dollar bekannt. Das Emirat gehört zu den größten Unterstützern der Hamas. Seit 2012 ist es etwa Heimat des ständigen politischen Büros der radikalislamischen Organisation. Als die Hamas 2014 die Gehälter von 44.000 Angestellten im öffentlichen Dienst nicht mehr zahlen konnte, sprang das Emirat ebenfalls ein. Insgesamt soll es bereits 1,5 Mrd. US-Dollar bereitgestellt haben.
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Genauso wie die Türkei legt das Emirat allerdings Wert darauf, dass das Geld nicht dem Terror dient, sondern humanitären Zwecken wie der Stromversorgung. So begründet auch Deutschland seine Hilfszahlungen an die palästinensischen Gebiete.
Allerdings ist im Falle von Katar nicht immer klar, wo das Geld tatsächlich landet: Dem Emirat wird vorgeworfen, dass über eine Bank und eine Wohltätigkeitsorganisation sehr wohl Geld beim militärischen Arm der Hamas gelandet ist. Auch die zweite radikale Miliz in den Palästinensergebieten, der Islamische Dschihad, soll profitiert haben. Beweise gibt es dafür allerdings nicht.
Anders sieht es im Fall von Saudi-Arabien aus: Als im September 2000 die zweite Intifada begann, überwies das Königreich über die jordanische Arab Bank mehrere Millionen Dollar an die Familien von Selbstmordattentätern, um den palästinensischen Aufstand gegen Israel zu unterstützen. Die US-Regierung konnte die Zahlungen belegen. 2014 wurde die Bank für die Attacken in Israel verantwortlich gemacht und von einem US-Gericht wegen Terrorfinanzierung verurteilt.
Die Bank legte Berufung ein. Vier Jahre später wurde das Urteil aufgehoben, nachdem die Bank sich mit 597 Opfern der Hamas-Attacken außergerichtlich einigen konnte.
Die größte Unterstützung erhält die Hamas aber seit Jahren vom Iran. Seit den 1990er Jahren soll das Regime in Teheran mehrere Hundert Millionen Dollar an die radikalislamische Organisation gezahlt haben. Noch heute handelt es sich laut dem Counter Extremism Project um 70 Millionen Dollar im Jahr – mindestens: Die „Times of Israel“ hatte 2019 berichtet, dass der Iran seine Zahlung auf 30 Mio. Dollar im Monat erhöhen würde, wenn die Hamas Information liefern kann, wo israelischen Raketen gelagert werden.
Die iranische Unterstützung beschränkt sich im Gegensatz zu anderen Staaten auch nicht auf Geldzahlungen: Teheran stellt zusätzlich Waffen und Kampfausbildung bereit. Einen Riss in den Beziehungen gab es lediglich vor gut zehn Jahren, als der syrische Bürgerkrieg ausbrach: Der Iran und die libanesische Hisbollah stellten sich auf die Seite des syrischen Machthabers Baschar al-Assad. Die Hamas setzte sich stattdessen für sunnitische Milizen ein, die Assad stürzen wollten. Daraufhin kürzte der Iran vorübergehend seine Geldzahlungen. Zehn Jahre später steht man wieder Seite an Seite: Der Hass auf Israel vereint.
Dieser Artikel erschien zuerst auf ntv.de.
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Author: Amy Ramirez
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